Weltmeister
im zweiten Leben
Mit 75 kämpft Gerd Meyerhofer um Rekorde und gegen den Krebs
Delitzsch. Auf den ersten Blick wirkt Gerd Meyerhofer beinahe unscheinbar.
Braungebrannte Haut, schlohweißes Haar, dezente Brille – ein klassischer
Fall aus der Schublade netter, älterer Herr. Die 75 Lebensjahre sieht
man ihm nicht an und auch nicht, dass der gebürtige Delitzscher amtierender
Weltmeister im Kraftdreikampf und Bankdrücken ist, außerdem gleich
fünf Weltrekorde hält. Das abgestandene Prädikat rüstiger Rentner überlässt
er den Nordic-Walkern und Dauerläufern dieser Welt. Meyerhofer
passt wohl eher in die Kategorie Pracht-Pensionär. Dabei hätte das
Schicksal auch einen ganz anderen Weg einschlagen können.
Diagnose Prostatakrebs
Im Jahr 2002 bekommt Gerd Meyerhofer die Diagnose Prostatakrebs. Erst
wenige Wochen vorher hatte er mit dem Kraftdreikampf begonnen, eine neue
Leidenschaft entdeckt. Nun braucht er eine Strahlentherapie. Und Glück. Viel
Glück. Nichts scheint in diesem Moment weiter weg als Weltmeistertitel und Rekorde.
Monate später gelingt ihm der größte Sieg seines Leben, der gegen den
Krebs. Sein zweites Leben beginnt. Noch heute wird ihm vier Mal im Jahr ein
Mittel injiziert, damit die Krankheit nicht wieder ausbricht. Schlimmste Nebenwirkung:
Muskelschwund. „Ich muss damit leben und kämpfe dagegen“, sagt
Meyerhofer trotzig.
Erster WM-Titel mit 70
Schnell stellten sich die ersten Erfolge ein. Im Jahr 2008, mit 70 Jahren, holt
er seinen ersten Weltmeistertitel. „Ein unvergesslicher Moment.“ Doch nicht
jedem gefiel der plötzliche Aufstieg des Spätberufenen. „Neider“, flüstert Meyerhofer
und das sonst so strahlende Gesicht verfinstert sich. 2010 hielt er es in
Wolfen nicht mehr aus und wechselte zu Hellas Oranienbaum.
„Ich lebe zwar schon ewig in Schlaitz, aber Delitzsch ist immer
meine Heimat geblieben.“ Hier wohnen Verwandte, Freunde, Bekannte,
unzählige Erinnerungen. Schließlich war er jahrelang Leiter des Lehrlingswohnheims
im Schokoladenwerk.
Dopingängste
Gattin Lilliana sorgt dafür, dass er sich, nun ja, sportlich ernährt. Das Leben eines
Kraftdreikämpfers bedeutet Verzicht – auch auf Muskelpräparate. Die könnten
schließlich nicht zugelassen sein. Und eine Dopingsperre mit 75? Wäre womöglich ein
weiterer Weltrekord und würde mit ziemlicher Sicherheit das Ende der Karriere
bedeuten.
Deswegen trägt Meyerhofer stets ein kleines Büchlein bei sich, die „Beispielliste
zulässiger Medikamente“, herausgegeben von der Nationalen Anti Doping
Agentur (Nada). „Ich lebe ganz streng danach.“ Was mit fortschreitendem Alter
nicht leichter wird, „weil jedes bisschen Arznei da drin steht.“ Sein Gegenmittel:
„Die Ärzte kennen mich schon, wissen, was ich nehmen darf.“
Zu einem pflegt Meyerhofer eine ganz besondere Beziehung. Dr. Robert Peters
aus Bad Düben achtet genau auf die Gesundheit seines speziellen Patienten.
Längst sind die beiden Freunde geworden, treffen sich nicht nur zu Pflichtterminen
in der Praxis, sondern schwingen einmal pro Woche gemeinsam den
Tennisschläger.
Kaum Konkurrenz und große Pläne
Nur die Konkurrenz ist sehr überschaubar. In der Altersklasse 70 bis 74
musste sich Meyerhofer bei internationalen Wettkämpfen meist mit fünf bis
zehn Nebenbuhlern herumschlagen. Doch bei den über 75-Jährigen ist es
einsam um ihn geworden, was in der Natur der Dinge liegt: „Wer mit 18 Jahren
mit dieser Sportart anfängt, ist in meinem Alter kaputt.“
Gerd Meyerhofer ist es längst noch nicht, hat noch immer große Pläne. Die
nächste WM steigt im Oktober 2014 nahe Innsbruck. Sollen da die nächsten
Titel her? „Auf jeden Fall!“ Das ist freilich nur das Nahziel. Bis zu seinem 80.
will er auf jeden Fall weitermachen „und da neue Rekorde aufstellen. Von der
Leistung her nicht abbauen“.
LVZ, vom 14.12.2013 ( JOHANNES DAVID)
Donnerstag, 23. Juli 2009
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1 Kommentar:
Hey Vati dieses Foto gefällt mir besonders. Bin sehr stolz auf dich daher: WEITER SO!!
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